5. September 2018
Kann das eGovernment den Ländern helfen, die Agenda 2030 der UNO für eine nachhaltige Entwicklung umzusetzen? Nur bedingt, zeigt der eGovernment-Survey 2018 der UNO. Die Schweiz macht in dieser Studie den 2014 erlittenen Rückschlag wieder wett und rückt von Platz 28 auf Platz 15 vor.

Die UNO evaluiert und vergleicht seit 2001 die eGovernment-Entwicklung in all ihren Mitgliedländern. Dabei stützt sie sich auf die drei Indikatoren Infrastruktur, ICT-Kompetenzen und Verfügbarkeit von Online-Services der Verwaltung. Im Jahr 2018 stellte sie dabei eine besondere Frage ins Zentrum: Wie kann die elektronische Abwicklung von Verwaltungsgeschäften den Ländern dabei helfen, die „Sustainable Development Goals“ (SDGs) zu erreichen? SDGs steht dabei für die Agenda 2030 der UNO für eine nachhaltige Entwicklung.

 

Resilienz dank eGovernment?

Die Widerstandsfähigkeit („Resilienz“) der Bevölkerung stärken, so beschreiben die Autor(inn)en die Aufgabe, die sich dabei für das eGovernment stellt. Das ist dann besonders wichtig, wenn eine Naturkatastrophe ein Land heimsucht. Es zeigt sich, dass vor allem die am wenigsten entwickelten Länder oft nicht dazu in der Lage sind, sich den Nachhaltigkeitszielen der UNO überhaupt anzunähern. Das gilt ganz besonders dann, wenn mehrere Naturkatastrophen aufeinander folgen.

Zwar kann die ICT dabei helfen, Naturkatastrophen zu bewältigen. Vor allem der Verlust von Infrastrukturen wie Schulen, Häuser und Gesundheitseinrichtungen kann das Erreichen der UNO-Nachhaltigkeitsziele aber trotzdem für Generationen verunmöglichen. Es gibt aber auch positive Beispiele von Staaten, welche die ICTs zur Krisenbewältigung nutzen konnten. Eine entscheidende Rolle spiele dabei, dass die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt bereitgestellt werde, so der Bericht.

 

e-Inclusion

Die rasche IKT-Entwicklung hat auch Schattenseiten. Wenn nämlich die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft an der Digitalisierung nicht teilhaben, werden die Nachhaltigkeitsziele verfehlt. Das gefährdet einerseits die Ärmsten selbst, andererseits aber auch den Zusammenhalt in der Gesellschaft. e-Inclusion lautet deshalb das Schlagwort: Auch die ärmsten Länder und ärmsten Bevölkerungsgruppen müssen befähigt werden, an der Entwicklung teilzuhaben. Frauen, Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen, indigene Bevölkerungsgruppen und Armutsbetroffene müssen dabei im Zentrum stehen.

Der eigentliche eGovernment Development Index (EGDI) basiert auf den drei Indikatoren Infrastruktur (Telecommunication Infrastructure Index TII), ICT-Kompetenzen (Human Capital Index HCI) und Verfügbarkeit von Online-Services der Verwaltung (Online Service Index OSI). Um den Einbezug der Bevölkerung besser zu erfassen, wird zusätzlich ein eParticipation Index (EPI) erhoben. Dieser zusätzliche Index soll zeigen, wie weit die Verwaltung die Online-Services nutzt, um die Bevölkerung einzubeziehen. Er beruht auf den Indikatoren eInformation, eConsultation und eDecision-Making.

 

Schweizer Sprung nach vorn

Die europäischen Länder schneiden im eGovernment-Survey seit 2003 weltweit am besten ab. 2018 waren vierzehn der zwanzig besten Länder europäisch. Die Autor(inn)en begründen dies damit, dass Europa durch Faktoren wie das gedämpfte Wirtschaftwachstum, die hohe Jugendarmut und die alternde Gesellschaft stark herausgefordert war. Die europäischen Länder hätten versucht, ihre Wettbewerbsfähigkeit durch innovative eGovernment-Lösungen zu stärken. Es wird auf den eGovernment Action Plan 2016-2020 der EU verwiesen, der die Verwaltungsdienstleistungen grenzübergreifend online zur Verfügung stellen will. So soll ein EU-weiter „Digital Single Market“ ermöglicht und gefördert werden.

Drei europäische Länder sind in der diesjährigen Evaluation durch einen eigentlichen „Sprung nach vorn“ aufgefallen: Die Slowakei hat sich um 18, die Schweiz um 13 und Portugal um 9 Plätze vorgekämpft. Die Schweiz hat bei allen drei Indikatoren TII, HCI und OSI einen Wert von rund 0,85 erzielt und lag damit in der Gesamtrangliste auf Platz 15. 2016 hatte sie ebenfalls einen HCI von 0.86, aber nur einen OSI von 0,6 und einen TII von 0,8. Es dürften also vor allem die nationalen eGovernment-Portale sein, die das Gesamtergebnis verbessert haben. Einerseits hat das SECO in der Zwischenzeit sein Transaktionsportal für die Wirtschaft, https://www.easygov.swiss, online geschaltet. Andererseits haben die Studienautor(inn)en die Länder dieses Jahr auch direkt dazu aufgefordert, die Web-Adressen ihrer wichtigen Online-Dienste zu nennen. So wurden also auch keine eigentlich vorhandenen Online-Dienste mehr übersehen.

Beim zusätzlichen Index eParticipation hat sich die Schweiz um mehr als 30 Plätze verbessert. Sie erreichte auch hier 0,85 Punkte, im Vergleich zu 0,6 Punkten im Jahr 2016. Sie lag aber noch immer erst auf Platz 41.

 

Mehrheit noch immer offline

Bei allen positiven Begleiterscheinungen des digitalen Wandels in vielen Ländern dieser Welt darf eines nicht vergessen gehen: Die Mehrheit der Weltbevölkerung ist noch immer offline. Wenn Verwaltungsdienstleistungen nach dem „Digital first“-Prinzip bereitgestellt werden, bewirkt dies bei all diesen Menschen keine Stärkung und Beteiligung am gesellschaftlichen Leben, sondern im Gegenteil eine Vergrösserung des digitalen Grabens.

 

Mehr Informationen:

United Nations: E-Government Survey 2018. Gearing eGovernment to support transformation towadrds sustainable and resilient societies.

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