31. Juli 2015
In der Schweiz steht es im Vergleich zu den EU-28+-Ländern mit dem eGovernment nicht zum besten. Dies ergab eine Studie im Auftrag der Europäischen Kommission. Bei Online-Diensten zum Lebensereignis „Studium“ zum Beispiel fehlt oft die Transparenz. Auch die grenzübergreifende Mobilität und die Nutzung von Key-Enablers wie eID, eDocuments oder eSafe sind wenig verbreitet. Die Befunde basieren allerdings auf stichprobenartigen Erhebungen.
Die Europäische Kommission hat den EU eGovernment-Report 2015 publiziert. Darin untersucht sie die eGovernment-Entwicklung im Jahr 2014 in den 28 EU-Ländern sowie in Island, Norwegen, Serbien, der Schweiz und der Türkei (EU-28+).

Firmengründung, Stellensuche, Studium


Untersucht wurden Services zu den drei Lebenssituationen „Firmengründung“, „Stellensuche“ und „Studium“. Diese Lebenssituationen standen bereits in einem Report aus dem Jahr 2013 im Zentrum (damals bezogen auf Daten aus dem Jahr 2012). Der Report 2014 untersuchte die Lebensereignisse „Häufige Unternehmensgeschäfte“, „Umzug“, „ein Auto besitzen und lenken“ und „einen kleinen Gerichtsprozess starten“. Diese vier Lebensereignisse sollen 2016 wieder untersucht werden.

Schweizer Dienste intransparent


Die Indikatoren pro Lebensereignisse werden jeweils den Bereichen Benutzerorientierung, Transparenz, grenzübergreifende Mobilität und „Key-Enablers“ zugeordnet. Das Ergebnis der Schweiz im eGovernment-Report 2015 lässt zu wünschen übrig:

Bezüglich Transparenz, grenzübergreifender Mobilität und Key-Enablers schnitt die Schweiz im Vergleich zu den EU-28+-Ländern unterdurchschnittlich ab. Beim Lebensereignis „Studium“ wird besonders deutlich die fehlende Transparenz hervorgehoben. Dabei geht es darum, ob die öffentliche Organisation ihre eigenen Verantwortlichkeiten und ihren Leistungsausweis transparent macht, ob der Ablauf der Leistungserbringung transparent ist und ob transparent ist, welche Personendaten benötigt werden. Ein Blick in die Rohdaten zeigt etwa eine grosse Konfusion der Testpersonen auf den Websites der Universitäten Bern und Genf, wo nur unstrukturierte Informationen zu finden seien.

Technische Möglichkeiten nutzen


Kaum vorhanden ist in der Schweiz gemäss der Studie auch der Key Enabler „Authentic Sources“. Hier ginge es darum, dass bei Diensten auf bereits vorhandene Informationen über die Person zurückgegriffen werden sollte, ganz besonders auch bei aufeinanderfolgenden Services.

Europaweit bemängeln die Autoren, dass die stetig zunehmenden technischen Möglichkeiten nicht genügend genutzt würden, um die Nutzererfahrungen im eGovernment zu verbessern. So war zum Beispiel in der Untersuchung erst jede vierte Website Mobile-freundlich. Zudem gebe es noch kaum systematische Bemühungen, das Feedback der Benutzer einzuholen und umzusetzen.

Viele Angebote nicht berücksichtigt


Die Schweiz wurde in die Studie nur teilweise einbezogen. So fehlt sie zum Beispiel in der Cluster-Analyse, wo Länder mit ähnlichem Potenzial miteinander verglichen werden. Es stellt sich auch die Frage, ob die untersuchten Websites wirklich repräsentativ sind für das eGovernment in der Schweiz. Es wurden nämlich jeweils nur die kantonalen Webauftritte der Kantone Aargau, Bern, St. Gallen, Waadt und Zürich sowie diverse nationale Webauftritte (z.B. www.ch.ch, www.kmu.admin.ch, www.seco.ch, www.startbiz.ch) untersucht.

Innovative Lösungen der Gemeinden und Kantone, die mit i-web arbeiten, fliessen bei diesem Vorgehen nicht in die Studienergebnisse ein, so etwa das Chat-Modul der Gemeinde Wallisellen, das direkte Rückmeldungen zum Webauftritt einholt, oder die Mobile-freundlichen responsiven Portale der Kantone Uri und Zug.


Weitere Informationen:
European Commission: EU eGovernment Report 2015 shows that online public services in Europe are smart but could be smarter, 23. Juni 2015