E-Commerce: Schweiz ist bereit
Zugang und Sicherheit
Als Treiber für den E-Commerce zwischen Unternehmen und Endkunden haben die Autoren vier Indikatoren ausfindig gemacht. Einer der naheliegenden ist der Anteil der Bevölkerung mit Internetzugang. Hier liegt die Schweiz mit 78 Prozent im Jahr 2013 deutlich hinter Ländern wie Schweden, Norwegen und Luxemburg mit jeweils rund 95 Prozent zurück, aber deutlich vor Ländern wie Portugal (65%), Polen (65%) und Italien (61%). Wichtig finden die Autoren auch den Anteil an sicheren Servern im Vergleich zur Bevölkerungszahl. Hier ist die Schweiz mit 99,4 Prozent pro Million Einwohner fast gleich gut bestückt wie Luxemburg, das in der Studie als weltweit E-Commerce-freundlichstes Land erscheint.
Online-Zahlung
Wer online einkauft, muss auch gleich online bezahlen. Als dritten Indikator für die E-Commerce-Bereitschaft eines Landes verwenden die Studienleiter deshalb den Anteil der Personen, die eine Kreditkarte haben. Dieser Anteil ist in der Schweiz mit 56 Prozent vergleichsweise gering. In Israel (80%), Luxemburg (72 Prozent) und Kanada (72 Prozent) ist er deutlich höher. Allerdings besitzen in Frankreich sogar nur 38 Prozent, in Deutschland 36 Prozent und in Österreich 39 Prozent der Bevölkerung eine Kreditkarte. Die Studie zeigt denn auch, dass der Besitz einer Kreditkarte keineswegs eine zwingende Voraussetzung für den B2C-E-Commerce sein muss. So kommen zum Beispiel in gewissen afrikanischen Ländern mobile Zahlsysteme, also Zahlungen via Smartphone-Guthaben, deutlich häufiger zum Einsatz als Kreditkartenzahlungen. In Ländern mit geringer Verbreitung von Bankkonten sind oft auch verschiedenste lokale alternative Zahlsysteme im Einsatz.
Post-Zustellung
Als vierten wichtigen Faktor für den Online-Handel mit Endkunden identifizieren die Autoren den Anteil der Personen, denen Post nach Hause zugestellt wird. Dieser Anteil beträgt in der Schweiz 99 Prozent, in vielen anderen europäischen Ländern sogar 100 Prozent. Deutlich geringer ist er etwa in Kroatien, aber auch in Brasilien und in Südafrika mit jeweils rund 80 Prozent. Gar keine Post-Hauszustellung gibt es zum Beispiel in Kenia, aber auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Katar.
Weltweite Rangliste
Aus den genannten vier Indikatoren errechnen die Autoren einen B2C-E-Commerce-Index, der in hohem Mass mit dem tatsächlich ermittelten Anteil der Online-Einkäufer an der Bevölkerung korreliere. Die höchsten Werte erreichen dabei Luxemburg, Norwegen und Schweden. Die Schweiz liegt auf dem guten 13. Platz. Führend unter den Entwicklungsländern sind Südkorea, Hong Kong (China) und Singapur.
Der E-Commerce bietet Unternehmen in Entwicklungsländern grosse Chancen, an Märkten teilzuhaben, die ihnen sonst kaum zugänglich wären. Allerdings kann der E-Commerce die Unternehmen in Entwicklungsländern auch einer verstärkten Konkurrenz aussetzen Nicht immer sind die Chancen dabei fair verteilt. So ist zum Beispiel das Indien das einzige Entwicklungsland, dessen Unternehmen bei Amazon als Verkäufer auftreten können. Bei eBay können sich die Menschen in vielen Ländern nur als Käufer, nicht aber als Verkäufer registrieren. Solche Asymmetrien können die Chancen des E-Commerce für Entwicklungsländer in Frage stellen, warnen die Autoren.
Weitere Informationen:
UNCTAD: Liste der Information Economy Reports seit 2005, inkl. Information Economy Report 2015 - Unlocking the Potential of E-commerce for Developing Countries
UNCTAD: Launch of the Information Economy Report 2015: Unlocking the Potential of E-commerce for Developing Countries, Medienmitteilung und Dokumente, 24. März 2015
KMU-Portal: Schweiz bietet ideale Bedingungen für den E-Commerce, News vom 1. April 2015