1. Dezember 2014
Die internationale Fernmeldeunion (ITU) hat ihren Bericht 2014 zum Entwicklungsstand der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und der Informationsgesellschaft in den Ländern dieser Welt veröffentlicht. Die Beurteilung basiert auf dem ICT-Development-Index (IDI). Dieser Index berücksichtigt die Entwicklung der IKT-Infrastruktur, die IKT-Nutzungsintensität und die Fähigkeiten zur Internetnutzung in den einzelnen Ländern. Die Schweiz hat die weltweit grösste Dichte an Festnetz-Breitbandinternet und allgemein eine hoch entwickelte Infrastruktur und Internetnutzung. Bei den Fähigkeiten liegt sie jedoch nur im Mittelfeld, wohl bedingt durch die Besonderheiten des Bildungssystems.
Wie misst man den Entwicklungsgrad eines Landes im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)? Die internationale Fernmeldeunion (International Telecommunication Union [ITU]) verwendet dafür einen mehrteiligen Index: den ICT Development Index (IDI). Ihr Bericht „Measuring the Information Society“ zum Stand der IKT-Entwicklung in den Ländern dieser Welt ist 2014 zum sechsten Mal erschienen.

Ganzheitliche Betrachtung


Der ICT Development Index misst die Voraussetzungen (Infrastruktur und Zugang) für die Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologie, die Nutzungsintensität und die vorhandenen Fähigkeiten für die IKT-Nutzung. Während die ersten beiden Sub-Indizes anhand IKT-naher Indikatoren gemessen werden, dienen bei den Fähigkeiten der Alphabetisierungsgrad und die Sekundär- und Tertiärbildungsrate als Messlatten. Diese Fähigkeits-Indikatoren sind in hoch wie in wenig entwickelten Ländern messbar. Nur sie erlauben aus Sicht der Autoren eine Entwicklung in Richtung einer echten Informationsgesellschaft. Erst sie machen die IKT zum entwicklungsfördernden Faktor für das ganze Land.

Stadt-Land-Graben


Bei der Versorgung der Länder mit IKT-Infrastruktur zeigen sich grosse Ungleichheiten in Bezug auf die Verteilungsgerechtigkeit: Während in hoch entwickelten Ländern wie Japan und Südkorea die städtischen Haushalte nur um wenige Prozentpunkte besser mit Internetanschlüssen versorgt sind als die ländlichen, beträgt diese Differenz in Entwicklungsländern wie Kolumbien und Marokko 35 Prozent und in Guatemala sogar über 93 Prozent. In vielen hoch entwickelten Ländern hat die Versorgung mit Mobiltelefonanschlüssen die Sättigungsgrenze erreicht, während die Versorgung mit mobilem Breitbandinternet in fast allen Ländern der Welt noch zweistellige jährliche Wachstumsraten aufweist. Die Verbreitung der Festnetz-Breitband-Internetanschlüsse nimmt in den hoch entwickelten Ländern noch leicht zu, in den Entwicklungsländern dagegen ab.

Schweiz Spitze bis mittelmässig


In keinem Land haben so viele Haushalte Festnetz-Breitband-Internetanschlüsse wie in der Schweiz (40 Prozent). Insgesamt liegt die Schweiz im Bereich „Infrastruktur und Zugang“ auf Platz zwei. Bei der Nutzungsintensität, gemessen am Anteil der Internetnutzer an der Bevölkerung sowie an der Verbreitung von Festnetz- und Mobil-Breitbandanschlüssen, liegt sie mit Platz 21 ebenfalls nahe an der Spitze. Hingegen schneidet sie bei den Fähigkeiten mit Platz 47 deutlich schlechter ab. Dies dürfte sich allerdings stark durch die Auswahl der Bildungsgrad-Indikatoren erklären lassen: Während in der Schweiz mit der Berufslehre eine qualitativ hochstehende Ausbildung auf Sekundärstufe 2 zur Verfügung steht, ist dies in den meisten anderen Ländern nicht der Fall. Dennoch macht es sicher Sinn, Indikatoren zu verwenden, für die in möglichst vielen Ländern Daten vorliegen. Immerhin landet die Schweiz trotz dieser leichten Verzerrung in der IDI-Gesamtwertung auf dem sehr guten dreizehnten Platz.


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