27. Dezember 2019
Die oft unzureichende Erschliessung peripherer Regionen mit einer Breitbandinfrastruktur kann die Digitalisierung der Unternehmen in der Schweiz behindern. Eine Studie zeigt die Situation und mögliche Lösungsansätze.

Sind die Unternehmen in der Schweiz bereit für die Digitalisierung? Dies kann auch von der Leistungsfähigkeit ihrer Internetanschlüsse abhängen. Eine Studie im Auftrag des SECO untersuchte deshalb die Erschliessung der schweizerischen Regionen mit Breitbandinfrastruktur. Unter anderem sollte geprüft werden, ob in den Regionen, die im Rahmen der „Neuen Regionalpolitik“ (NRP) gefördert werden (Berggebiete, ländliche Räume, Grenzregionen), eine besondere Benachteiligung besteht.

 

Grosse Bandbreite

Die Untersuchung zeigte massive Unterschiede zwischen den verfügbaren Download-/ Upload-Kapazitäten in den verschiedenen Regionen. Während einige Betriebe über Glasfaseranschlüsse verfügen, sind andere nur mit Kupferleitungen versorgt. Dies führt zu durchschnittlichen Kapazitäten von zwischen 10 Mbit pro Sekunde (Upload) auf 40 Mbit/s (Download) bis zu 700 Mbit/s (Up- und Download). In 2,2 Prozent der Betriebe liegt die Dowmload-Kapazität unter 10 Mbit/s, in 8,7 Prozent unter 30 Mbit/s und in 36,4 Prozent unter 80 Mbit/s.

Besonders schlecht versorgt sind zum Beispiel die Regionen Urserental (UR), Stoos/Muotatal (SZ) und obereres Reusstal. Diese Regionen liegen im Zielgebiet der NRP. Es gibt aber auch weniger periphere Regionen (z.B. Grenchen-Büren SO), in denen mehr als 70 Prozent der Betriebe Download-Kapazitäten von unter 80 Mbit/s aufweisen. Zudem gibt es einige gut erschlossene periphere Regionen (z.B. Vallée de Joux, Glarus, Region Sarneraatal). Insgesamt liegen aber die Erschliessungslücken erwartungsgemäss deutlich häufiger in ländlichen Räumen.

 

Lösungswege und Grenzen

Die Erschliessungslücken können je nach betrieblichen Bedürfnissen zu standortspezifischen Wettbewerbsnachteilen führen, räumen die Autor(inn)en ein. In dünn besiedelten Gebieten sei eine kostendeckende Versorgung mit einer leistungsstarken Datenübertragungsinfrastruktur nicht möglich. In vielen Ländern engagiere sich deshalb der Staat in diesem Bereich. In der Schweiz sei eine Unterstützung auf Bundesebene jedoch rechtlich nicht möglich, schreiben die Autor(inn)en.

Als möglicher Ansatzpunkt wird stattdessen unter anderem genannt, die Eigentümer bestehender Leistungsnetze dazu zu verpflichten, die Mitbenutzung ihrer Leitungen als „Leerrohre“ für den Glasfaserausbau zu ermöglichen.

Weiter betonen die Autor(inn)en, dass auch mangelnde digitale Kompetenzen die Digitalisierung in Betrieben behindern können. Dies könne mit einem Fachkräfte-Mangel oder mit einer unzureichenden Veränderungsbereitschaft der Unternehmen zusammenhängen. Einen Lösungsansatz hierfür sehen die Autor(inn)en im Ausbau der IKT-Ausbildungsangebote in peripheren Gebieten. So könne verhindert werden, dass Personen die Ausbildung in städtischen Zentren absolvieren und danach nicht in den Herkunftskanton zurückkehren.

 

 

Mehr Informationen:

Hanser Consulting AG, Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW: Breitbanderschliessung in den Zielgebieten der Neuen Regionalpolitik, Studie im Auftrag des SECO, 19. Dezember 2019

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